Erinnern

Einige unserer Bewohner äußerten wiederholt den Wunsch, ihre Angehörigen auf dem nahegelegenen Friedhof häufiger zu besuchen.

Damit es nicht nur ein gewohnter Spaziergang wird, überlegten wir, „Gartentherapie“ einmal ganz anders anzubieten.

So machen wir uns regelmäßig mit Gartenschere, Reinigungstüchern, Wasserflasche und Kerzen auf und schauen nach dem Rechten. Es wird gegossen, Verblühtes abgeknipst, eine Grabplatte entstaubt und ein neues Licht entzündet. Auf Frage unserer Gartentherapeutin, ob das vergessene Weihnachtsgesteck auf der Nachbargrabplatte mit entsorgt werden soll – „Darf man sowas?“ – kam die Antwort einer unserer Bewohnerinnen: „Ich wäre dankbar, wenn das später mal einer bei mir macht!“ Also, Schwupps, schon sah es nicht mehr so traurig aus.

Gern besuchen wir Gräber früherer Bewohner unseres Hauses, es wird erinnert, die eine oder andere Anekdote erzählt und auch gelacht. An vielen Grabsteinen wird innegehalten, Verwandtschaftsbeziehungen und Freundschaften erklärt, die Vergangenheit wird auf schöne Weise lebendig.

Die Friedhofskultur ist im Wandel, doch einige unserer Bewohner haben früher täglich den Friedhof besucht, können dies nun nicht mehr. Es ergeben sich so schöne, lustige, traurige, weise und oft intime Gespräche, dass wir dieses Angebot, so lange die Teilnehmer mit so viel Freude dabei sind, weiter regelmäßig anbieten.